Während der Brutphase ist das Männchen durchgehend damit beschäftigt, Beute heranzutragen. Dies sind zum Großteil Mäuse, ab und an aber auch Haubenmeisen, Tannenmeisen oder andere Kleinvögel. Nach Beuteübergabe an das Weibchen oder Beutedeponierung in einer Astgabel fliegt es alsbald wieder in das Revier, um zu jagen. Währenddessen ist das Weibchen damit beschäftigt, die Eier auszubrüten und kommt nur für die tägliche Gefiederpflege, zum Strecken und zum Fressen aus der Höhle.
Mit voranschreitender Dauer kommt der Tag des Schlupfes immer näher: Die Buchen im Wald haben sich bereits grün verfärbt und andere Waldvögel brüten bereits auch schon. Eines Tages bemerkten wir das leicht verklebte Gefieder des Weibchens und konnten sie immer öfter beim Herauswerfen von Gewölle, Mausfellen und Federn beobachten. Diese Indizien sprachen für den Schlupf der Jungen. Einige Tage später hörten wir auch schon die ersten verhaltenen Töne aus der Höhle und bemerkten den immer größer werdenden Haufen am Fuße des Höhlenstammes.
In den darauffolgenden Tagen beobachteten wir, dass das Weibchen immer mehr Zeit außerhalb der Höhle verbrachte. Da die Kleinen schon über eine Woche alt sind, müssen diese nicht mehr gehudert werden. Das Weibchen ist in dieser Zeit sehr wachsam und ruht in Höhlennähe, um vermeintliche Angreifer der Höhle abwehren zu können. Dort wartet es auf die Futterübergaben des Männchens und übergibt die Beute an ihre Jungen in der Höhle.
Einige Male konnten wir das Weibchen beobachten, wie es selbst mit der Jagd anfing. Die Essenslieferung des Männchens dauerte ihr anscheinend zu lange und die Jungen wurden unruhig. Sie flog etwa 50 Meter entfernt in einen Bereich mit kleineren Bäumen und vielen Sträuchern - dort gab es wohl die höchste Dichte an Mäusen. Während der Jagd wechselt sie etwa alle 10 Minuten den Ansitz und hält Ausschau nach Mäusen. Hat sie eine akustisch oder visuell geortet, fliegt sie im Direktflug los und packt zu.
Eine meiner eindrücklichsten und intensivsten Begegnung hatte ich, als der Tag erst wie jeder andere begann. Den Morgen über konnte ich wie immer einige Beuteübergaben und Fütterungen in der Höhle beobachten. Als die Sonne schon hoch stand und ich gerade überlegte, meine Sachen zusammenzupacken, flog das Männchen mit Beute an. Wie immer fand die Beuteübergabe hoch oben statt und das Weibchen machte sich auf den Weg in die Höhle. Dieses Mal ist zu meinem Glück etwas unfassbares passiert: Sie verfehlte den Höhleneingang und stürzte auf den weichen Waldboden ab. Unbeeindruckt von mir saß sie dort mehrere Minuten mit der Beute auf dem Boden, bevor sie sich wieder höher auf eine Buche setzte.
Als ich zusammen mit Matthias ein weiteres Mal bei der Bruthöhle wartete, bemerkte er eine tote Maus am Boden. Diese hatte das Weibchen dort liegengelassen und wird sie zu einem späteren Zeitpunkt abholen. Genauso war es dann auch und wir konnten sie mit einem herrlichen Bokeh im Hintergrund fotografieren.
Immer öfter begann das Weibchen nun selbst zu jagen, um genug Futter für die Jungen heranzutragen, die schon bald ihre Köpfe aus der Höhle heraustrecken würden.
Weiter geht es im nächsten Blogartikel...
Viele Grüße
Lars
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